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Gamay

Die rote Rebsorte stammt aus Frankreich. Der volle Name lautet auf Grund ihres fast weißen Fruchtfleisches Gamay Noir à Jus Blanc, um sie von rotfleischigen Gamay-Sorten zu unterscheiden. Es gibt rund 150 Synonyme, die eine weite Verbreitung und ein vermutlich hohes Alter bezeugen. Einige davon sind Beaujolais, Bourguignon Noir, Caracairone, Gamai, Gamai Chatillon, Gamay Beaujolais, Gamay Charmont, Gamay d’Arcenant, Gamay d’Auvergne, Gamay de la Dôle, Gamay de Liverdun, Gamay de Saint-Romain, Gamay de Sainte-Foix, Gamay de Toul, Gamay de Vaux, Gamay d’Orléans, Gamay du Gâtinais, Gamay Labronde, Gamay Noir, Gamay Ovoïde, Gamay Précoce, Gamé, Gammé, Grosse Dôle, Liverdun Grand, Lyonnais, Melon Noir, Petit Bourguignon, Petit Gamay, Plant Robert (eigenständiger Klon), Schwarze Melonentraube. Sie darf trotz scheinbar darauf hinweisender Synonyme bzw. morphologischer Ähnlichkeiten nicht mit den Sorten Abouriou, Avanà, Blaufränkisch, Gascon, Gouget Noir, Grolleau Noir, Pinot Noir, Troyen oder Valdiguié verwechselt werden.

Gamay - Weintraube und Blatt

Nach einer Hypothese soll sie angeblich schon unter dem römischen Kaiser Probus (232-282) aus Dalmatien nach Frankreich gekommen sein. Wahrscheinlich stammt sie aber aus dem Burgund und ist möglicherweise nach der Gemeinde Gamay nahe Saint-Aubin in der Côte d’Or benannt. Die sehr alte Sorte wurde erstmals im Jahre 1395 in einer Bannschrift des Herzogs Philipp II. dem Kühnen (1342-1404) erwähnt. Darin wird von einer sehr schlechten Sorte Gaamez gesprochen, aus der üppige Mengen von Wein entspringen, der schrecklich bitter sei und die Menschen von ernsthaften Krankheiten heimgesucht werden. Deshalb wurde befohlen, die Reben im ganzen Land zu vernichten bzw. nicht mehr anzupflanzen. Dieses offizielle Verbot wurde bis Mitte des 18. Jahrhunderts mehrmals bekräftigt und hat bis in jüngste Zeit den eher schlechten Ruf dieser Rebsorte begründet.

Von Dr. Carole P. Meredith und J. E. Bowers (University of California), sowie Jean-Michel Boursiquot (Montpellier) durchgeführte DNA-Analysen im Jahre 1999 wurde die Abstammung der Sorte geklärt. Es handelt sich um eine der vielen natürlichen Kreuzungen zwischen den zwei Leitsorten Pinot x Gouais Blanc (Heunisch). Die Sorte war Kreuzungspartner der Neuzüchtungen Aris, AZ 15477, Florental, Galotta, Gamaret, Garanoir, Mara und Oberlin Noir, sowie Elternteil von Meslier Noir. Es gibt noch weitere Rebsorten mit Namensteil Gamay. Bis auf vier Ausnahmen gibt es aber keine genetischen Beziehungen:

Die früh reifende Rebe ist relativ empfindlich und anfällig für Botrytis, Traubenwickler, Schwarzflecken-Krankheit und Reisigkrankheit. Sie erbringt erfrischende, alkoholleichte und tanninarme Rotweine mit Aromen nach Himbeeren und Kirschen. Diese sollten in der Regel eher jung genossen werden. Die mittels Macération carbonique als extrem früh zu trinkende Beaujolais Nouveau produzierten Weine sind oft blass und dünn. Hingegen erreichen in Barrique ausgebaute sehr gute Qualität und in den Beaujolais Crus auch eine gewisse Langlebigkeit. Die Sorte ist in Frankreich weit verbreitet und in nahezu allen Regionen außer im Bordeaux, Elsass und Korsika in vielen Appellationen zugelassen. Im Beaujolais belegt sie mit knapp 20.000 Hektar rund 90% der Rebfläche. Die Erzeugung dieses Rotweines ist genau auf die Sorteneigenschaften abgestimmt, weshalb man die Rebe auch treffend als „Beaujolais-Traube“ bezeichnet. Im Burgund ergibt sie im Verschnitt mit dem Pinot Noir den Passe-Tout-Grain (sinngemäß Gemischter Satz). An der Loire ist sie mit rund 5.000 Hektar und derselben Menge im übrigen Frankreich vertreten. Die französische Anbaufläche beträgt insgesamt 24.095 Hektar mit sinkender Tendenz.

In der Schweiz ist Gamay mit 1.349 Hektar die drittthäufigste Sorte. Hier wird sie mit dem Pinot Noir zum Markenwein Dôle verschnitten. Einen speziellen Klon gibt es im Kanton Waadt unter dem Namen Plant Robert. Weitere Bestände gab es in den europäischen Ländern England, Italien (64 ha), Luxemburg, Portugal (0,1 ha), Serbien (54 ha), Slowenien (4 ha), Türkei (228 ha) und Ungarn (3 ha). In Übersee gibt es Anbauflächen in Argentinien (0,4 ha), Australien (6 ha). Brasilien (5 ha), Chile (0,5 ha), Kanada (272 ha), Neuseeland (7 ha), Südafrika (9 ha) und Uruguay (1 ha), sowie in den USAä in den Bundesstaaten Kalifornien, Michigan, New York, Oregon und Texas (123 ha). Im Jahre 2016 wurden insgesamt 26.221 Hektar Rebfläche mit sinkender Tendenz ausgewiesen. Sie liegt damit im weltweiten Rebsortenranking auf Rang 34 (Kym Anderson).

Quelle: Wine Grapes / J. Robinson, J. Harding, J. Vouillamoz / Penguin Books Ltd. 2012
Bilder: Ursula Brühl, Doris Schneider, Julius Kühn-Institut (JKI)

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Dr. Edgar Müller

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Dr. Edgar Müller
Dozent, Önologe und Weinbauberater, Bad Kreuznach

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